Nerother Wandervogel - Politischer Standort
Zuweilen wird der Begriff "Rechts" auf Jugendbünde mit jugendbewegter Tradition bezogen, dann politisch und als Vorwurf gemeint. Natürlich fehlt dabei die genaue Begriffsdefinition. Ebenso fehlt in den meisten Fällen ein Persönlichkeitsbild derer, die solche Vorwürfe anonym über Internetlexika äußern. Hätte der neutrale Beobachter ein solches Persönlichkeitsbild zur Hand, so würde er schnell erkennen, daß der Gebrauch dieser Art von Allgemeinplätzen als bloßes Glaubensbekenntnis geistig unbeweglicher, starrer Naturen zu werten ist. Wie stehen nun die Nerother selbst zur Verwendung der Schlagworte "Links" und "Rechts", da ja auch ihnen "Entwicklung nach rechts" oder "Ökofaschismus" oder "Traditionalismus" usw. gelegentlich angedichtet werden?
Wer sich an einen solchen Begriff klammert, der gehört -bildlich gesprochen- zu denen, die "nicht bis drei zählen können", wie es der Volksmund ausdrückt.
Die Welt ist vieldeutig und vielschichtig, auch in jeglicher Problematik. Entsprechend bieten sich auch für jegliche Lage unterschiedliche Möglichkeiten an
Wer nun aber seine Beurteilung auf lediglich zwei Möglichkeiten reduziert, die mit der Schablone Links-Rechts erfaßt werden können,´
der belegt nicht nur eigene Einfalt, er scheitert natürlich auch bei jedem Versuch eine gerechte Problemlösung zu finden.
In der Vergangenheit von 1933 bis 1945 bezeichnete der herrschende Zeitgeist die Nerother als "links" oder "kulturbolschewistisch".
Hilfsbedürftige, die heute noch immer die Welt durch irgendein System retten wollen und insofern das Scheitern des Sozialismus
nationaler und internationaler Prägung nicht wahrgenommen haben, neigen schnell dazu, auf unverstandene Äußerungen aus dem Nerother Bund zu reagieren,
indem sie eine Einordnung nach ihren Möglichkeiten vornehmen. Dabei liegt ja tatsächlich in der Unbeugsamkeit bei der Meinungsäußerung
der jeweiligen Nerother Bundesführer eine Stärke, auf der ihre Glaubwürdigkeit ruht. Die Mißachtung jeder Mode, auch in der Meinungsführung,
beweist auch ein hohes Maß von Demokratiefähigkeit. Richtig verstandene Demokratie -in der Praxis ja wohl nur als Utopie und Orientierungshilfe zu sehen-
lebt aus Pluralität und aus der Akzeptanz von Gegensätzen. Wo Meinung justitiabel wird oder durch Parteienwillkür oder durch mediale Monopole unter Druck gerät,
kann sich allenfalls "Volksdemokratie" entwickeln, also Unterdrückung Andersdenkender.
Nach wie vor gilt für den Nerother Wandervogel dieser Kernsatz aus der unten empfohlenen Broschüre: Für den Wandervogel gab es als Wertschema in bezug auf den Menschen nur den Menschen selbst. Die Tradition der Nerother liegt nicht in der äußeren Form historisch gewachsener Rituale, sondern im Festhalten an bestimmten Mitteln und der daraus folgenden Praxis, die Knaben und junge Männer durch zweckfreie Fahrten in die Welt, mit besonders abenteuerlichem Charakter, einen Erfahrungsraum vermittelt der Vergleiche möglich macht und Persönlichkeit stärkt. Wobei nicht die Erziehung zu etwas hin gewollt ist, sondern die ungestörte Entfaltung vorhandener guter Anlagen. Die heute übliche Konfrontation mit Erwachsenenproblematik wird für Jugendliche abgelehnt und an deren Stelle treten die Harmonie echter Gemeinschaft, die unmittelbare Begegnung mit der Natur und das Lied als Ausdruck von Lebensfreude. Das positive Vorbild steht an Stelle der Belehrung, die letztlich eher zu Resignation und Mißmut führt.
Literatur:
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